75 JAHRE SPI: KOLLOQUIUM «POLIZEIAUSBILDUNG GESTERN, HEUTE UND MORGEN» – 2. Dezember 2021

Anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums hat das Schweizerische Polizei-Institut (SPI) mit Sitz in Neuchâtel ein dreisprachiges Online-Kolloquium organisiert, in dessen Rahmen die Entwicklungen, Herausforderungen, Best Practices und Innovationen im Bereich der Polizeiausbildung diskutiert wurden.

Diese Veranstaltung sollte eine Brücke schlagen zwischen Polizei und Wissenschaft, Praktikern/-innen und Forschern/-innen. An dieser Tagung kamen schweizerische und internationale Experten/-innen zu Wort.

Die Präsentationen der Referentinnen und Referenten sowie ergänzende Dokumente sind auf dieser Seite zum Download bereit.

Flyer herunterladen

PROGRAMM

  • 08.45 – 09.15
    Eröffnung der Tagung und Einführung Stefan Blättler | Stefan Aegerter
    08.45 – 09.15
    Moderation der Plenumsveranstaltungen

    CECILIA STEBLER (SPI)

    REFERENTEN
    STEFAN BLÄTTLER (SPI, Kantonspolizei Bern)

    Stefan Blättler studierte an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Neuenburg und promovierte 1987 zum Dr. iur. Im Jahr 2006 übernahm er bei der Kantonspolizei Bern die Funktion als Kommandant und steht dieser bis Ende 2021 vor. Neben seinen Aufgaben im Korps nimmt Stefan Blättler in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien und Kommissionen Einsitz. Er war unter anderem Präsident der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS) und präsidiert bis Ende Jahr den Stiftungsrat des SPI. Stefan Blättler ist zudem Lehrbeauftragter am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Universität Bern.

    STEFAN AEGERTER (SPI)

    Stefan Aegerter hat 2004 die Militärakademie an der ETH Zürich abgeschlossen. Nach Verwendungen als Berufsoffizier hat er 2016 ans Schweizerische Polizei-Institut nach Neuchâtel gewechselt. Seit 2020 ist er Vizedirektor, amtet bis Ende 2021 als Direktor ad interim und ist Mitglied der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz KKPKS. Er ist Projektleiter BGK und hat u. a. Einsitz im strategischen Fachausschuss des Geneva Center for Security Policy in Genf sowie in der Programmleitung des DAS Modern Policing an der FHNW. Er ist Präsident der nationalen Prüfungskommissionen «Polizist/in mit eidg. Fachausweis / eidg. Diplom». Im Stab Landesregierung hat er die Funktion des Unterstabschef Planung im Range eines Obersten.

  • 09.15 – 09.45
    referat Das SPI im Dienst der Polizeiausbildung: gestern, heute und morgen cyril amberg
    09.15 – 09.45

    Zusammenfassung

    In den 75 Jahren seines Bestehens hat das Schweizerische Polizei-Institut (SPI) sein Dienstleistungsangebot für die Schweizer Polizeien ausgebaut und gesteigert. Diese Entwicklung ist jedoch nicht linear verlaufen, sondern es lassen sich verschiedene Phasen erkennen. Anhand von internen Quellen und Beiträgen aus dem Pressearchiv der Neuenburger Lokalzeitungen werden diese Phasen aufgezeigt und die Konstanten ermittelt, welche die Geschichte des Instituts seit seinen Anfängen geprägt haben. Neben der Weiterbildung, dem Kerngeschäft des SPI, hat das Institut verschiedene weitere Bildungsdienstleistungen entwickelt, deren Rolle und Bedeutung sich im Laufe der Jahre verändert haben. Gleichzeitig wirkt sich der fortschreitende digitale Wandel mittlerweile auf alle angebotenen Dienstleistungen aus. Heute und mit Blick auf die Zukunft steht das Institut in seiner Rolle als nationales Zentrum für die Polizeiausbildung vor neuen Herausforderungen und Erwartungen.

     

    REFERENT
    CYRIL AMBERG (SPI)

    Cyril Amberg ist derzeit Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Polizei-Instituts (SPI), wo er seit 2020 für den Bereich «Forschung, Lehre, CentreDoc und Sprachdienste» zuständig ist. Er verfügt über ein Lizenziat und ein Diplôme d’études approfondies in Internationalen Beziehungen (Spezialisierung: Internationales Recht) des Institut de hautes études internationales et du développement (Hochschulinstitut für Internationale Studien und Entwicklung). Cyril Amberg ist seit 2011 beim SPI und hatte dort bereits verschiedene Funktionen inne. Zuvor war er in den Bereichen Internationale Zusammenarbeit und Übersetzung tätig. Zudem ist er seit 2017 Chefredaktor des format magazine – Zeitschrift für Polizeiausbildung und Polizeiforschung und vertritt das Institut seit 2013 bei der Generalversammlung des Netzwerks FRANCOPOL.

  • 09.45 – 10.15
    referat (Re-)konstruierte Wahrheiten: Auswirkungen kognitiver Verzerrungen in der Polizeiarbeit und wirksame Gegenstrategien Franziska Hofer | Martin Lory
    09.45 – 10.15

    Zusammenfassung

    Das Ziel jeder Strafuntersuchung ist gemäss Art. 139 StPO die Wahrheitsfindung. Art. 306 StPO hält fest, dass die Polizei nach einem Ereignis den Sachverhalt festzustellen hat. Doch wie objektiv lässt sich der Sachverhalt feststellen? Was ist wahr und wo könnte man sich täuschen? Die ISO-Normen IEC 17020 und 17025 enthalten Anforderungen an die Unparteilichkeit und den Umgang mit Verzerrungen (Bias). Die Erfüllung dieser Anforderungen bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. In Situationen mit grosser Unsicherheit oder Komplexität greift das Gehirn auf Heuristiken zurück. Diese reduzieren die Komplexität und sind je nach Situation durchaus sinnvoll, machen jedoch unser Gehirn anfällig für Verzerrungen. Es braucht deshalb verschiedene Massnahmen, um die Auswirkungen dieser Verzerrungen zu reduzieren. Dieser Artikel fasst den wissenschaftlichen Stand zum Thema zusammen, gibt einen Einblick in die Weiterbildung «Rekonstruierte Wahrheiten» und diskutiert Ansätze, um solchen Verzerrungen entgegenzuwirken.

     

    REFERENTEN/-INNEN
    FRANZISKA HOFER (brainability)

    Franziska Hofer ist Kognitionspsychologin und Expertin für Human Factors. Nach ihrer Promotion 2006 hat sie die Fachstelle Forschung & Entwicklung der Kantonspolizei Zürich, Flughafenpolizei mitaufgebaut und zahlreiche angewandte Forschungsprojekte mit Bezug zur Zivilluftfahrt initiiert und geleitet (u. a. zu den Themen Verhaltens-, Gesichts- und Täuschungserkennung) sowie in diversen Arbeitsgruppen und internationalen Gremien der Zivilluftfahrt mitgewirkt. Nebenbei ist sie an diversen Hochschulen in der Lehre tätig und publiziert regelmässig in internationalen Fachzeitschriften. Sie ist Co-Founder und Partner bei der brainability GmbH, einem Unternehmen für Potentialentfaltung von Mensch und Organisation. Sie bietet Aus- und Weiterbildungen zu den Themen Entscheiden unter Unsicherheit, Täuschungserkennung und Konfliktmanagement an.

    MARTIN LORY (Forensisches Institut Zürich)

    Martin Lory ist ursprünglich im Kanton St. Gallen aufgewachsen. Er studierte El.-Ing. an der ETH und promivierte auf dem Gebiet der Berechnung subtransienter Reaktanzen von Turbogeneratoren mithilfe der FE-Methode. Als Sohn eines Psychologen wollte er etwas Handfestes studieren und setzt seine technischen Kenntnisse seit 24 Jahren zugunsten der Kriminaltechnik beim FOR Zürich als Fachbereichsleiter ein (Brände, Schusswaffen, Taser). Er ist Vater vier erwachsener Kindern und wohnt in Zürich. Mit 56 Jahren bildete er sich an der ETH Zürich bezüglich angewandter Statistik weiter und interessierte sich stets auch für Abläufe im menschlichen Gehirn, weshalb die Idee dieser Weiterbildung entstand.

  • 10.15 – 10.30
    Pause
  • 10.30 – 11.00
    referat Verbesserung des Praxistransfers von Soft Skills bei der niederländischen Polizei Jolanda A. Botke
    10.30 – 11.00

    Zusammenfassung

    Soft Skills gewinnen für die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden immer mehr an Bedeutung. Unternehmen geben deshalb viel Geld für die Schulung ihres Personals in diesem Bereich aus. Häufig bleibt jedoch unklar, inwieweit solche Schulungen von Nutzen sind. Diese Studie zeigt, dass sich die Ergebnisse des Transfers nach einer Schulung im Bereich der Soft Skills in einem schrittweisen Prozess entfalten – beginnend mit der Motivation zum Transfer und gefolgt von der Anwendung der neuen Kompetenzen. Diese Verwendung der Kompetenzen kann in der Folge zu einer besseren Leistung führen. Darüber hinaus ergab die aktuelle Studie, dass es aufgrund des offenen Charakters von Soft Skills zu einer Vielzahl von Ergebnissen in den unterschiedlichsten Kontexten kommen kann (sogar zu unerwünschten Transferergebnissen). Daher ist es von zentraler Bedeutung, die Art, den Kontext und den Zeitraum der Leistung (Auftreten und Messung) genau zu bestimmen, um Aufschluss über den Erfolg des Transfers zu erhalten. Bei jedem Transferschritt können Transferhindernisse auftreten. Für einen erfolgreichen Transfer müssen deshalb auch bestehende Erfolgsbarrieren beseitigt oder minimiert werden.

     

    REFERENTIN
    JOLANDA A. BOTKE (Tilburg University/Pelikaan Performance Advies)

    Jolanda Botke (1967) studierte Bildungstechnologien an der Universität Twente und arbeitete als Beraterin und Programmleiterin. Im Jahr 2014 hat sie ein Doktorat an der Freien Universität Amsterdam im Bereich Soft Skills in Angriff genommen. Im Rahmen ihrer Forschung arbeitete sie eng mit der Polizeiakademie in den Niederlanden zusammen. Momentan arbeitet sie als Dozentin an der Universität Tilburg und als Beraterin in Bildungsfragen in ihrer eigenen Firma «Pelikaan Performance Advies». In beiden Funktionen beschäftigt sie sich mit dem Transfer bei Schulungen. Am 18. November 2021 wird sie ihre Doktorarbeit verteidigen.

  • 11.00 – 11.30
    REFERAT Psychosoziale Kompetenzen in der Polizeiarbeit im Umgang mit Aggression und Widerstand Raoul Jaccard
    11.00 – 11.30

    Zusammenfassung

    In den verschiedenen Teilen der Welt sieht sich die Polizei mit unterschiedlichen Realitäten konfrontiert. Gewalt oder Diskriminierung durch die Polizei am anderen Ende der Welt sorgen selbst in unseren Breitengraden für Empörung und Mobilisierung. In einer Gesellschaft, in der individuelle Freiheit und Selbstausdruck eine grosse Rolle spielen und in der die sozialen Netzwerke als Resonanzboden für alle Arten von Meinungen dienen, ist auch die Polizei gefordert. So ziehen manche Bürger/-innen oftmals falsche Schlussfolgerungen oder vermischen Themen. Auch die Politik und die Medien greifen diese Themen auf und verlangen von der Polizei Rechenschaft. In diesem immer sensibleren Kontext muss unsere Polizei transparent agieren und Erklärungen liefern. Einerseits kann sie die Chance nutzen, um zu erklären, wie sie mit solchen Herausforderungen umgeht, und andererseits, um zu überlegen, wo noch Entwicklungspotenzial vorhanden ist. In diesem Beitrag werden drei Gebiete beleuchtet, in denen die Polizeikorps arbeiten, um die psychosozialen Kompetenzen der Polizistinnen und Polizisten zu fördern: die Rekrutierung, die Ausbildung und das Coaching.

     

    REFERENT
    RAOUL JACCARD (Kantonspolizei Neuenburg)

    Nachdem Raoul Jaccard 15 Jahre lang mit fremdplatzierten Jugendlichen gearbeitet hatte, wandte er sich den Konfliktdeeskalationsfähigkeiten von Fachleuten in Führungspositionen zu.  Er hat in diesem Bereich Aktionsforschung innerhalb der ehemaligen Stadtpolizei La Chaux-de-Fonds betrieben und ist seit 2011 bei der Kantonspolizei Neuchâtel tätig. Im Rahmen seiner Tätigkeit bildet er Aspiranten/-innen des Interregionalen Polizei-Ausbildungszentrums IPAZ aus und unterstützt das Schweizerische Polizei-Institut (SPI) bei Weiterbildungskursen zu den Themen «Verhandlung in Krisensituationen» und «Bedrohungsmanagement» sowie bei der Ausarbeitung von Lehrmitteln (Polizeipsychologie, Pyramidenmodell).

  • 11.30 – 12.00
    DISKUSSION UND ABSCHLUSS DES VORMITTAGS
  • 12.00 – 13.00
    Pause
  • 13.00 – 14.20
    Workshop 1 Zusammenarbeit und Austausch von Best Practices (FR/DE) Patrice Cardinal | Jürg Bissegger | Sébastien Jaquier
    13.00 – 14.20
    MODERATION : Dilini Jeanneret (SPI), Sarah Tschan (SPI)
    FRANCOPOL: ROLLE UND PROJEKTE DES NETZWERKS

    Zusammenfassung

    FRANCOPOL ist ein internationales Netzwerk für die polizeiliche Ausbildung im französischen Sprachraum im Bereich der Kooperation und Beratung. Das Netzwerk setzt sich zum Ziel, den Austausch von Best Practices, Forschung und Überlegungen im Bereich der polizeilichen Ausbildung und Kompetenzen zu fördern. Das Netzwerk vereint ca. 60 Organisationen aus rund 20 französischsprachigen Ländern, die sich austauschen und neue Trends entwickeln möchten, welche sich an den Best Practices der Polizei orientieren. FRANCOPOL beinhaltet zehn Fachgremien, die Projekte und Veranstaltungen in genau definierten Aktionsbereichen durchführen, wie z. B. in den Bereichen polizeiliches Verhalten, Cyberkriminalität und Bekämpfung von Gewalt gegen Minderjährige und Frauen. Der Stolz des Netzwerks sind die seit 2008 bereits ins Leben gerufenen Projekte. Mit Nachschlagewerken oder mit der Entwicklung von Lehrgängen setzt sich FRANCOPOL entschlossen für die Zusammenarbeit und den Austausch von Best Practices zwischen den verschiedenen französischsprachigen Akteuren/-innen im Polizeisektor ein.

     

    PATRICE CARDINAL (FRANCOPOL)

    Seit 21 Jahren ist Chefinspektor Patrice Cardinal Polizist bei der Polizeibehörde der Provinz Québec. Im Rahmen dieser Tätigkeit konnte Cardinal Erfahrungen in verschiedenen Gebieten der Polizeiarbeit sammeln, beispielsweise in der Gebietsüberwachung, der Kriminalitätsprävention und in den Bereichen Ermittlungen Kriminalpolizei und Sofortmassnahmen. Ausserdem verfügt er über mehrere Jahre Erfahrung in verschiedenen Managementfunktionen. Am 26. Oktober 2020 wurde Chefinspektor Cardinal zum Leiter Kommunikation und internationale Beziehungen ernannt und amtet zusätzlich als Generalsekretär des Netzwerks FRANCOPOL. Mit einem Bachelor-Abschluss in Kommunikationsmanagement leitet er nun die strategische Kommunikation und die internationalen Beziehungen innerhalb seiner Organisation, zusätzlich zu den Aufgaben im Bereich Kulturerbe und Protokoll. Als Generalsekretär von FRANCOPOL ist Chefinspektor Cardinal für die Festlegung der strategischen Ziele der Organisation und für die Überwachung der Entwicklung der polizeilichen Zusammenarbeit und des Transfers von Fachwissen innerhalb des Netzwerks verantwortlich.

    15 JAHRE GEMEINSAME FÜHRUNGSAUSBILDUNG UNTER BLAULICHTPARTNER IM KANTON

    Zusammenfassung

    Im Jahr 2004 wurden bei der Kapo BE die Prozesse für die Ereignisbewältigung definiert. Diese geben vor, wer wann welche Aufgaben und Verantwortungen hat und wie die Zusammenarbeit bei der Ereignisführung mit Partnern im Bevölkerungsschutz zu erfolgen hat. Diese Prozesse basieren auf dem Bevölkerungsschutzgesetz und auf der entsprechenden Verordnung dazu. Dementsprechend gelten die Prozesse bei der Ereignisbewältigung auch für unsere Partnerorganisationen im Bevölkerungsschutz (Feuerwehr, Sanität, Zivilschutz, Care-Team, Werke, zivile Führungsorgane). Festgehalten wurde, dass die Ereignisse durch die Polizei koordiniert werden und die Polizei auch einen allfälligen Gesamteinsatzleiter stellen muss. Nun erfolgte die Umsetzung nach dem Motto: «Ereignisse werden gemeinsam bewältigt, also muss doch auch die Schulung gemeinsam erfolgen»! Ganz nach diesem Motto werden gemeinsame, etablierte Einsatzführungskurse angeboten und gemeinsame Kantonale Einsatzleitzentralen (KEZ) in Bern und Biel betrieben. Was also gemeinsam geschult wird, wird auch gemeinsam umgesetzt und mittels Echteinsätzen stetig überprüft. Dies erlaubt dann auch entsprechende Optimierungen in der Schulung.

     

    JÜRG BISSEGGER (Kantonspolizei Bern)

    Jürg Bissegger ist seit dem Abschluss seiner Ausbildung an der Polizeischule im Jahr 1987 in verschiedenen Bereichen der Kantonspolizei Bern tätig, aktuell in der Funktion als Chef Einsatzkoordination. Im Rahmen dieser Tätigkeit ist er für Führungsschulungen, Interventionsplanungen, Grossübungen und den Fachbereich Seepolizei verantwortlich sowie in verschiedene Arbeitsgruppen und Projekten involviert. Zusätzlich amtet er als Stabschef des kantonalen Führungsorgans. Zusätzlich zu seiner beruflichen Erfahrung verfügt Jürg Bissegger über ein Certificate of Advanced Studies «Führung im Polizeieinsatz» (CAS-FIP) und hat eine Ausbildung zum «Ausbilder mit eidg. Fachausweis» abgeschlossen.

    AF&E UND WEITERBILDUNG – ZWEI WICHTIGE PFEILER DES ILCE IM DIENST DER POLIZEIAUSBILDUNG

    Zusammenfassung

    Die zunehmende Komplexität krimineller Phänomene, insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung der Informatik, wirkt sich auf die Polizeiarbeit aus. Die Kenntnisse und Kompetenzen der Polizisten/-innen müssen sich im gleichen Rhythmus wie diese Phänomene weiterentwickeln.  Es reicht nicht mehr aus, zu reagieren, vielmehr ist es jetzt wichtig, Entwicklungen vorauszusehen. In diesem Kontext kann der Beitrag der Forschung zu Themen im Bereich der polizeilichen Praxis entscheidend sein. Prävention, Aufdeckung und Ermittlung sind drei sehr spezifische Bereiche in der Bekämpfung von Betrug, für die das ILCE seit langem Instrumente, einschliesslich Schulungen, entwickelt. Zu diesen Bereichen kommt nun die Verhinderung von kriminellen Phänomenen hinzu, die sich besonders schwierig – wenn nicht gar unmöglich – gestaltet.  In Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen entwickelt das ILCE Instrumente, um das Arsenal an Mitteln in der Bekämpfung von Cyberkriminalität zu erweitern.

     

    SÉBASTIEN JAQUIER (ILCE)

    Sébastien Jaquier, Dekan des ILCE (Institut zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität, Hochschule für Wirtschaft Arc, HES-SO, Fachhochschule Westschweiz), ist Wirtschaftsinformatiker und Betriebsökonom. Jaquier absolvierte ein Nachdiplomstudium in der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität (MAS LCE) und befasst sich insbesondere mit der polizeilichen Ausbildung in den Bereichen Wirtschaftskriminalität und Cyberkriminalität.

  • 13.00 – 14.20
    Workshop 2 MODELLE DER POLIZEILICHEN GRUNDAUSBILDUNG (DE) Stefan Aegerter | Peter Lamplot | Micha Fuchs | Albin Muff
    13.00 – 14.20
    MODERATION : Anojen Kanagasingam (SPI), Christiane Stieger (SPI)
    «BILDUNGSPOLITISCHES GESAMTKONZEPT 2020» – ANPASSUNG DER POLIZEILICHEN GRUNDAUSBILDUNG

    Zusammenfassung

    Im Rahmen des Bildungspolitischen Gesamtkonzepts (BGK) 2020, das im Auftrag der Kantonalen Konferenz der Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) umgesetzt wurde, wurde die polizeiliche Grundausbildung in zwei aufeinanderfolgende Phasen von jeweils ungefähr einem Jahr aufgeteilt. So findet die erste Phase der Ausbildung in den Polizeischulen und die zweite Phase im Stammkorps statt. Am Ende der ersten Ausbildungsphase (Schuljahr) absolvieren die Lernenden die Vorprüfung, die sogenannte «Prüfung Einsatzfähigkeit» (PEF). Das Bestehen dieser Zwischenprüfung ist Bedingung, um in die zweite Ausbildungsphase (Praxisjahr) ins Stammkorps zu übertreten. Den Abschluss bildet die Hauptprüfung am Ende des zweiten Jahres, die sogenannte «Berufsprüfung» (BP). Die beiden Prüfungen finden schweizweit unter einheitlichen Bedingungen statt. Im Rahmen dieser inhaltlichen und strukturellen Bildungsreorganisation geniesst die Handlungskompetenzorientierung einen hohen Stellenwert. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Lernenden zu befähigen, berufliche Aufgaben und Tätigkeiten eigeninitiativ, zielorientiert, fachgerecht und flexibel auszuführen.

     

    STEFAN AEGERTER (SPI)

    Stefan Aegerter hat 2004 die Militärakademie an der ETH Zürich abgeschlossen. Nach Verwendungen als Berufsoffizier hat er 2016 ans Schweizerische Polizei-Institut nach Neuchâtel gewechselt. Seit 2020 ist er Vizedirektor, amtet bis Ende 2021 als Direktor ad interim und ist Mitglied der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz KKPKS. Er ist Projektleiter BGK und hat u. a. Einsitz im strategischen Fachausschuss des Geneva Center for Security Policy in Genf sowie in der Programmleitung des DAS Modern Policing an der FHNW. Er ist Präsident der nationalen Prüfungskommissionen «Polizist/in mit eidg. Fachausweis / eidg. Diplom». Im Stab Landesregierung hat er die Funktion des Unterstabschef Planung im Range eines Obersten.

    DAS AUSBILDUNGSSYSTEM DER ÖSTERREICHISCHEN POLIZEI

    Zusammenfassung

    Die Sicherheitsakademie (SIAK) ist als Abteilung I/9 des Bundesministeriums für Inneres der Republik Österreich für die Aus- und teilweise Fortbildung der österreichischen Polizei zuständig. Spezialausbildungen liegen in der Verantwortung der jeweiligen Spezialdienststelle der Polizei. Die 24-monatige Grundausbildung der österreichischen Polizei wird innerhalb der SIAK organisiert und in den 12 Bildungszentren durchgeführt. Sie besteht aus einem 12-monatigem Theorieteil, einem 3-monatigem Praktikum, einem weiteren 5-monatigen Theorieteil mit Dienstprüfung und einer nachgelagerten 4-monatigen praktischen Verwendung an einer Polizeiinspektion. Nach erfolgreichem Abschluss aller für die Grundausbildung massgeblichen Prüfungen und der bestandenen kommissionellen Dienstprüfung wird der Amtstitel «Inspektor» verliehen. Um als «Dienstführende Beamte» eingesetzt zu werden, müssen Kandidaten/-innen eine dreijährige exekutivdienstliche Praxis vorweisen und ein Auswahlverfahren durchlaufen, bevor sie eine 9-monatige Laufbahnausbildung mit den Schwerpunkten Recht, Einsatz- und Führungsausbildung absolvieren können. Seit dem Jahr 2006 erfolgt die Offiziersausbildung im Wachkörper Bundespolizei auf tertiärem Niveau, in Form des Fachhochschul-Bachelorstudiengangs «Polizeiliche Führung». Ein weiteres Fortbildungsangebot für Führungskräfte des Bundesministeriums für Inneres ist das Masterstudium «Strategisches Sicherheitsmanagement». Die Absolvierung dieses Studiums kann eine Voraussetzung für die Betrauung mit höchstrangigen Funktionen im BMI sein.

     

    PETER LAMPLOT (Sicherheitsakademie des österreichischen Bundesministeriums für Inneres)

    Peter Lamplot ist 57 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Seit 1982 ist er Polizist, absolvierte zunächst die Grundausbildung und arbeitete dann als Streifenbeamter in Wien. Nach Absolvierung der Ausbildung zum dienstführenden Beamten 1995 war er als Schichtführer im uniformierten Polizeidienst und nach Absolvierung der damals 2-jährigen Ausbildung zum leitenden Beamten von 1998 bis 2000 in unterschiedlichen Verwendungen als Polizeioffizier in der damaligen Bundespolizeidirektion Wien tätig. Seit 2001 arbeitet er im Innenministerium, dort zunächst als Verantwortlicher für die Fortbildung der Polizei. Nach Gründung der Sicherheitsakademie des Innenministeriums als zentrale Aus- und Fortbildungsstelle für die Bediensteten der Polizei und des Bundesministeriums für Inneres übernahm er Funktionen im Bereich der internationalen Kooperation im polizeilichen Ausbildungsbereich. In der Sicherheitsakademie wurde damals auch dafür das «Zentrum für internationale Angelegenheiten» eingerichtet. Dort arbeitet er seither in unterschiedlichen Funktionen, momentan als Stellvertretender Leiter des Zentrums. Im Rahmen der polizeilichen Fortbildung in Österreich ist er auch Vortragender für die Fächer Polizeiethik, Antidiskriminierung, Führung und Projektmanagement.

    HERAUSFORDERUNGEN FÜR DIE POLIZEIAUSBILDUNG DURCH GESELLSCHAFTLICHEN UND DIGITALEN WANDEL. KONZEPTE DER POLIZEI BAYERN

    Zusammenfassung

    Kernaufgabe der Polizeiausbildung ist es, die angehenden Polizistinnen und Polizisten auf ihren künftigen Beruf und den sich permanent verändernden Anforderungen vorzubereiten. Hierbei verfolgt die Bayerische Polizeiausbildung der 2. Qualifikationsebene eine Ausbildung auf dreierlei Ebenen, die fächerübergreifend miteinander verwoben sind. Neben der Vermittlung der Fachkompetenz, gehören die Handlungs- sowie Sozialkompetenz zu den Säulen der Bayerischen Polizeiausbildung. Die Corona-Pandemie hat darüber hinaus offengelegt, dass die Bayerische Polizeiausbildung im Bereich der Digitalisierung (z. B. Lehr- und Lernmittel, Unterrichtsformen) hohen Handlungsbedarf aufweist. Schwerpunkt des Vortrages ist daher neben der Darstellung der polizeilichen Grundausbildung, die gezogenen Lehren sowie die bereits abgeschlossenen Entscheidungsprozesse hinsichtlich einer flächendeckenden Digitalisierung der Polizeiausbildung und der damit einhergehenden methodisch-didaktischen Veränderungen für den Unterricht sowohl für Auszubildende als auch für Lehrkräfte.

     

    MICHA FUCHS (Bayerische Bereitschaftspolizei)

    Seit 2018 arbeitet Micha Fuchs im Sachgebiet Aus- und Fortbildung des Präsidiums der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen die methodische Entwicklung der grundlegenden Polizeiausbildung sowie deren Evaluation vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Prüfungsleistungen und Lehrerfortbildung. Nebenberuflich promoviert Micha Fuchs im Fach Empirische Bildungsforschung an der Universität Bamberg. Vor seiner Tätigkeit bei der Bayerischen Polizei studierte Micha Fuchs an der Universität Jena Erziehungswissenschaft und Psychologie (B.A.), an der Freien Universität Berlin Bildungswissenschaft (M.A.) und arbeitete vier Jahre als Seminarleiter und Berater mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Darüber hinaus ist er zertifizierter Systemischer Berater und Coach (DGSF).

    ALBIN MUFF (Bayerische Bereitschaftspolizei)

    Albin Muff koordiniert die Pädagogischen Fachaufgaben in der Aus- und Fortbildung bei der Bayerischen Polizei. Er hat Pädagogik und Sozialwesen studiert und mit einer Arbeit zur Erlebnispädagogik promoviert. Zuletzt begleitete er wissenschaftliche Projekte in Zusammenarbeit mit Universitäten, u. a. zum Sportunterricht bei der Polizei, zur Wirksamkeit des Einsatztrainings (mit der Universität Würzburg), zur Methode Flipped Classroom im Rechtsunterricht (mit der Technischen Universität München) und zur Evaluation der Tschechisch-Fortbildung bei der Grenzpolizei (mit der Karls Universität Prag).

  • 13.00 – 14.20
    Workshop 3 Personenkontrollen, Verhaltenserkennung, Polizeiausbildung (DE/EN) Signe Maria Ghelfi | Carla Fumagalli | Jos Kuppens | Franziska Hofer
    13.00 – 14.20
    MODERATION : Cyril Amberg (SPI), Cecilia Stebler (SPI)
    TO CHECK AND TO BE CHECKED – DER WERT EVIDENZBASIERTER POLIZEIARBEIT

    Zusammenfassung

    Die Aufgaben der Polizei sind gesetzlich klar definiert, aber anhand welcher Mechanismen wird Polizeiarbeit evaluiert? «Good Practices» beruhen oftmals auf Erfahrungen und nicht auf objektiven Daten. Dies ist zwar nicht per se falsch, führt aber dazu, dass womöglich Chancen verpasst werden. Das Konzept der «Unpredictability» zielt beispielsweise auf Zufälligkeit ab, braucht aber trotzdem einen systematischen Rahmen, um weniger anfällig für menschliche Tendenzen wie Routine oder Voreingenommenheit zu sein. Zur Gewährleistung der Sicherheit am Flughafen Zürich setzt die Kantonspolizei Zürich auf «Unpredictability», indem sie zum Beispiel eine Reihe von unvorhersehbaren Kontrollen durchführt. Um Daten zu erhalten und mögliche Mängel zu ermitteln, wurde eine Online-Umfrage durchgeführt. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurde in enger Zusammenarbeit mit der Praxis ein Toolkit entwickelt. Die Studie zeigt, wie wichtig eine objektive Evaluation ist und dass systematische Polizeiarbeit nicht nur den Polizisten/-innen dabei hilft, die Fähigkeit zur kritischen Reflexion bei der Arbeit zu entwickeln, sondern auch Erkenntnisse liefert, die in die Ausbildung integriert werden können.

     

    SIGNE MARIA GHELFI (Kantonspolizei Zürich/fedpol)

    Dr. sc. ETH Signe Maria Ghelfi leitete die Fachstelle Forschung und Entwicklung bei der Kantonspolizei Zürich – Flughafenpolizei. Sie studierte Sozialpsychologie, Volkskunde und Geschichte an der Universität Zürich und promovierte anschliessend im Bereich Entscheidungs- und Verhaltenspsychologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Bei ihrer Arbeit fasziniert sie der Umgang mit verschiedenen Interessensgruppen und die Volatilität und Komplexität der Themen. Signe koordinierte und leitete angewandte Beratungs- und Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten der Flughafensicherheit, Human Factors und Polizeipsychologie. Sie unterstützte unter anderem den Wissenschaftstransfer aus der Forschung in das ASPECT-Programm und vertrat die Schweiz in internationalen Arbeitsgruppen. Darüber hinaus wirkte sie beratend mit bei der Entwicklung und Optimierung der Flughafensicherheit, einschliesslich betrieblicher und organisatorischer Prozesse, der Bewertung neuer Technologien und der Qualitätskontrolle. Vor kurzem hat sie eine hat sie eine neue Tätigkeit bei der Bundeskriminalpolizei aufgenommen.

    CARLA FUMAGALLI (Kantonspolizei Zürich)

    Carla Fumagalli ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin für die Fachstelle Forschung und Entwicklung der Kantonspolizei Zürich – Flughafenpolizei tätig. Aufgrund ihres frühen Interesses an polizei- und rechtspsychologischen Themen studierte sie nebst Psychologie auch Kriminologie und Strafrecht. Als Teilzeitmitarbeiterin eines privaten Sicherheitsdienstleisters konnte sie erste Einblicke in den Sicherheitssektor erlangen und absolvierte nach dem Studium ein Praktikum in der forensisch-psychologischen Gutachtertätigkeit. Thematisch liegt der Schwerpunkt von Carla Fumagalli in den Bereichen Risiko- und Glaubhaftigkeitsbeurteilungen sowie klinische und Persönlichkeitspsychologie. In der mehrjährigen Projektarbeit bei der Kapo ZH beschäftigte sie sich ausserdem vertieft mit Luftsicherheit sowie polizeilichen Themen wie Unvorhersehbarkeit und insbesondere auch der Verhaltenserkennung. An ihrer Arbeit schätzt sie die Themenvielfalt, die Nähe zur Praxis und das internationale Umfeld.

    FORSCHUNG ZU DISKRIMINIERUNG UND RACIAL PROFILING DER POLIZEI IN DEN NIEDERLANDEN
    JOS KUPPENS (Bureau Beke)

    Jos Kuppens arbeitet seit 2005 als Senior Researcher bei Bureau Beke. Bureau Beke ist eine kriminologische Forschungsagentur aus Arnhem (Niederlande), die häufig im Auftrag des Justizministeriums, der Polizei und der Gemeinden arbeitet. Jos Kuppens ist ursprünglich Soziologe, nach und nach spezialisierte er sich auf Kriminologie.

    ASPECT® – VERHALTENSERKENNUNG: WISSENSCHAFT UND PRAXIS HAND IN HAND

    Zusammenfassung

    Das frühzeitige Erkennen böswilliger Intentionen und verdächtigen Verhaltens sind Kernaufgaben der Polizei. Zu diesem Zweck hat die Kantonspolizei Zürich die Ausbildung «Analysing Suspicious Persons and Cognitive Training» (ASPECT®) entwickelt. Da die Erforschung der kognitiven Mechanismen der Verhaltenserkennung einen eher jungen Forschungszweig darstellt, hat die Kantonspolizei Zürich vor ca. zehn Jahren selbst ein interdisziplinäres Forschungsprojekt mit der Universität Zürich initiiert. Seither arbeiten Spezialisten/-innen eng mit Wissenschaftlern/-innen zusammen, um die Inhalte kontinuierlich weiterzuentwickeln. Das Einstiegsreferat gibt einen Überblick über die Hintergründe und Herausforderungen der Forschung zu ASPECT®.

     

    FRANZISKA HOFER (brainability)

    Franziska Hofer ist Kognitionspsychologin und Expertin für Human Factors. Nach ihrer Promotion 2006 hat sie die Fachstelle Forschung & Entwicklung der Kantonspolizei Zürich, Flughafenpolizei mitaufgebaut und zahlreiche angewandte Forschungsprojekte mit Bezug zur Zivilluftfahrt initiiert und geleitet (u. a. zu den Themen Verhaltens-, Gesichts- und Täuschungserkennung) sowie in diversen Arbeitsgruppen und internationalen Gremien der Zivilluftfahrt mitgewirkt. Nebenbei ist sie an diversen Hochschulen in der Lehre tätig und publiziert regelmässig in internationalen Fachzeitschriften. Sie ist Co-Founder und Partner bei der brainability GmbH, einem Unternehmen für Potentialentfaltung von Mensch und Organisation.

    SIGNE MARIA GHELFI (Kantonspolizei Zürich/fedpol)

    Dr. sc. ETH Signe Maria Ghelfi leitet die Fachstelle Forschung und Entwicklung bei der Kantonspolizei Zürich – Flughafenpolizei. Sie studierte Sozialpsychologie, Volkskunde und Geschichte an der Universität Zürich und promovierte anschliessend im Bereich Entscheidungs- und Verhaltenspsychologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH). Bei ihrer Arbeit fasziniert sie der Umgang mit verschiedenen Interessensgruppen und die Volatilität und Komplexität der Themen. Signe koordiniert und leitet angewandte Beratungs- und Forschungsprojekte zu verschiedenen Aspekten der Flughafensicherheit, Human Factors und Polizeipsychologie. Sie unterstützt unter anderem den Wissenschaftstransfer aus der Forschung in das ASPECT-Programm und vertritt die Schweiz in internationalen Arbeitsgruppen. Darüber hinaus wirkt sie beratend mit bei der Entwicklung und Optimierung der Flughafensicherheit, einschliesslich betrieblicher und organisatorischer Prozesse, der Bewertung neuer Technologien und der Qualitätskontrolle.

  • 14.20 – 14.40
    Pause
  • 14.40 – 16.00
    Workshop 4 Technologie im Dienst der Polizeiausbildung (FR/DE) Birgit Harthum | Séolane Bouchoucha | Yvain Tisserand | Michaël Meyer
    14.40 – 16.00
    MODERATION : Dilini Jeanneret (SPI), Sarah Tschan (SPI)
    WERDEN TRAINER/-INNEN IN ZUKUNFT ERSETZT? DIE ROLLE DER TRAINER/-INNEN IN DER VR

    Zusammenfassung

    SHOTPROS ist ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt (Horizon 2020, No 833672) mit dem Ziel, ein Trainingsprogramm sowie eine unterstützendes VR-System zu entwickeln, das es Polizisten ermöglicht, auch in Stresssituationen die situativ richtigen Entscheidungen treffen zu können. Szenariobasiertes Training in einer virtuellen Umgebung im polizeilichen Umfeld wird immer interessanter. Viele Vorteile liegen klar auf der Hand: Einsparung von Zeit, Materialien und Ressourcen bereits in der Vorbereitung, aber auch in der Durchführung der Trainings. Eine audiovisuelle Aufbereitung aller Geschehnisse im Training wird durch moderneste Technologie einfacher. Die Rolle der Trainer/-innen verändert sich dadurch aber. Ein System kann theoretisch alles messen, was passiert – wieviel muss dann die Trainerin oder der Trainer noch machen? Dieser Frage gehen wir in einem 15-minütigen Impulsvortrag nach. Hintergründe zum Projekt und Ergebnisse werden vorgestellt und in einer anschliessenden Diskussion beleuchtet.

     

    BIRGIT HARTHUM (SHOTPROS/USECON)

    Birgit Harthum studierte Betriebswirtschaft an der Wirtschaftsuniversität Wien und war über zehn Jahre in der internationalen Softwarebranche im Produktmanagement tätig. Produkte von der Idee auf den Markt zu bringen und dort nachhaltig zu etablieren bzw. langjährige Bestandsprodukte strategisch weiterzuentwickeln, waren ihr Kerngebiet. Ihr Fokus lag dabei immer auf der Vermittlung zwischen Anwender/-in, Entscheider/-in und Entwicklung. Durch diese Rolle entschied sie sich dazu, die Seiten zu wechseln und in der strategischen Beratung bei USECON tätig zu werden. Sie ist als Project Coordinator und Business Developer bei USECON vor allem für strategische Projekte verantwortlich – das Management von internationalen und multidisziplinären Partnern/-innen ist dabei ihr Steckenpferd. USECON berät Unternehmen bei der Digitalisierung und sieht sich mit dem Thema User Experience & Customer Experience als Bindeglied zwischen der wirtschaftlichen und der technischen Welt. Als ursprüngliches Spin-Off einer Universität ist USECON auch seit mehr als 20 Jahren in der Forschung tätig und agiert im multidisziplinären Umfeld zwischen Wissenschaft, Technik und Endnutzer/-innen.

     

    ENTWICKLUNG DER VIRTUELLEN REALITÄT IN DER POLIZEIAUSBILDUNG: ERSTE SCHRITTE BEI DER KANTONSPOLIZEI GENF

    Zusammenfassung

    Die virtuelle Realität (VR) ist eine aufstrebende Technologie mit vielen Anwendungsgebieten. Innerhalb der Polizeikorps könnte die VR-Infrastruktur beispielsweise bei der Rekrutierung, der Grundausbildung, der Weiterbildung, der Kaderausbildung, dem Debriefing oder der internen Mobilität eingesetzt werden. Über das Laboratoire de modélisation multimodale des émotions et du ressenti (MMEF lab) unter der Leitung von Professor David Rudrauf zeigen die Kantonspolizei Genf (PCGE) und die Universität Genf (UNIGE) grosses Interesse an einer Zusammenarbeit bei der Anwendung affektiver Wissenschaften und VR-Technologie in der Ausbildung von Berufsleuten im Bereich Sicherheit. Das Centre de formation de la police et des métiers de la sécurité (CFPS) und die UNIGE haben den Prototyp eines speziellen VR-Schulungstools (2018–2020, Finanzierung durch das CFPS) auf einer soliden und innovativen wissenschaftlichen Grundlage unter der technischen Leitung von Dr. Yvain Tisserand (MMEF lab) entwickelt. Parallel dazu wurden seit 2017 sechs Masterprojekte zu diesem Thema durchgeführt. Derzeit entsteht eine Doktorarbeit, die darauf abzielt, die Stressreaktionen von Polizisten/-innen, ihre Strategien zur Emotionsregulierung und ihre Entscheidungsfindung, insbesondere bei der Anwendung von Gewalt, besser zu verstehen, zu messen und zu optimieren. Die im Jahr 2019 begonnene und auf fünf Jahre angelegte Forschungsarbeit stellt sich die Frage, ob das psycho-affektive Training in der virtuellen Realität Polizisten/-innen dabei hilft, ihr taktisches Verhalten zu optimieren (Bouchoucha 2019). Die Forschungsarbeit besteht aus drei Studien und basiert auf dem «Quadratdrill», bei dem die Lernenden so schnell wie möglich auf eine Gefahr reagieren müssen. Die ersten Resultate der Studie 1 werden zusammen mit den nächsten Schritten und den festgestellten Hürden vorgestellt. Ziel ist es, die Wirksamkeit von VR-Training mit der Wirksamkeit von konventionellem Training zu vergleichen und die Effektivität der Methoden in beispielhaften Polizeiszenarien zu bewerten.

     

    SÉOLANE BOUCHOUCHA (Kantonspolizei Genf)

    Séolane Bouchoucha schloss 2014 ihren Master in Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Neuchâtel ab und arbeitet seit 2015 als Psychologin im Dienst der Kantonspolizei Genf (Rekrutierung, Ausbildung, Entwicklung und Unterstützung von Projekten). Als ausgebildete Notfallpsychologin arbeitet Bouchoucha beim Dienst «AVP Police», welcher die Stadtpolizei Lausanne bei Interventionen unterstützt. Seit 2016 unterrichtet sie Psychologie an der Polizeiakademie Savatan und beteiligt sich an der Entwicklung des Bereichs «Transfer», der darauf abzielt, die Psychologie in polizeiliche Interventionssituationen einzubeziehen und anzuwenden. Durch ihre Tätigkeit an der Polizeischule wurde ihr Interesse an Situationsanalyse, Entscheidungsfindung und Emotionsregulierung in widersprüchlichen Situationen bei Polizeiaspiranten/-innen geweckt. Seit 2018 ist sie im Rahmen eines Doktorats der Psychologie am MMER-Labor der UNIGE tätig.  Seit 2018 leitet sie ein Team von Psychologen/-innen (PSYAU), die bei Anhörungen von Kindern, die Opfer schwerer Straftaten wurden (EVIG), anwesend sind. Gemeinsam mit den Polizisten/-innen (EVIG) ist sie für die Koordination verantwortlich. Seit 2019 ist sie für die Einführung des Schulungsprogramms TOPÒ (Techniken zur Optimierung des Potenzials) in ihrem angestammten Polizeikorps verantwortlich.

    YVAIN TISSERAND (Universität Genf)

    Dr. Yvain Tisserand ist derzeit Lehrbeauftragter an der Universität Genf und arbeitet im Laboratoire de modélisation multimodale des émotions et du ressenti (MMEF lab) im Centre suisse des sciences affectives (CISA). Er studierte Computergrafik an der Universität Genf und promovierte 2018 in Informatik unter der Leitung von Prof. Nadia Magnenat-Thalmann (MIRALab/UNIGE). Seine derzeitigen Forschungsarbeiten befassen sich zum einen mit der Schaffung virtueller Menschen mit Emotionen für Virtual-Reality-Erlebnisse und zum anderen mit der Entwicklung von Tools, um seine Fachkenntnisse im Bereich der Computergrafik in verschiedenen Bereichen einzubringen, wie z. B. bei der Schmerzreduktion bei Kindern auf pädiatrischen Notfallstationen oder bei der Entwicklung von immersiven Tools zur Sensibilisierung für die Problematik des Klimawandels. Seit 2018 beschäftigt er sich mit der Konzeption und Implementierung interaktiver VR-Simulationstools für die Ausbildung von Sicherheitskräften. Er hat verschiedene Prototypen entwickelt, um die Nutzung von VR in diversen Bereichen zu testen, wie z. B. bei der Personenkontrolle im städtischen Raum und bei der Sicherung eines Parkplatzes.

     

    VIDEO-RETEX: EIN FORMATIVER ANSATZ IM BEREICH BODYCAMS ZWECKS FEEDBACK ZU BERUFLICHEN ERFAHRUNGEN

    Zusammenfassung

    In den letzten Jahrzehnten haben sich Polizeien in zahlreichen Ländern mit Bodycams ausgestattet. Auch die Forschung in diesem Gebiet wurde intensiviert. So ist es heute möglich, Polizeiorganisationen bei der Evaluation dieser Technologie zu unterstützen. Drei Anwendungsgebiete von Bodycams erweisen sich dabei als besonders vielversprechend: Bodycams für Schulungszwecke, zur Unterstützung des Feedbacks im Bereich Polizeipraktiken und als Form der Kapitalisierung von beruflichen Erfahrungen. Im Bereich Bildung bietet die immersive Komponente der Bild- und Tonaufnahmen einen Mehrwert für das Lernen und die Verbesserung der polizeilichen Praktiken. Der Ansatz namens «Video-Retex™» wurde im Dialog mit verschiedenen Fachkreisen im Bereich Notfall (Polizei, Feuerwehr und Ambulanz) erarbeitet.

     

    MICHAËL MEYER (Universität Lausanne)

    Michaël Meyer ist Soziologe. An der Universität Lausanne ist er Forschungsbeauftragter an der Forschungsstelle «Le ColLaboratoire», die auf angewandte und partizipative Forschung ausgerichtet ist. Seine Arbeit konzentriert sich auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich Arbeit und auf die Entstehung von Berufsgruppen, wobei sein besonderes Interesse dem Einfluss neuer Technologien und digitaler Bilder auf die berufliche Praxis gilt. In seiner Forschung behandelt er verschiedene Aspekte der öffentlichen Sicherheit, beispielsweise die Beziehung zwischen Polizei und Medien oder die Zusammenarbeit zwischen Polizisten/-innen und Psychiatriepflegern/-innen bei der Betreuung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung. In der Schweiz begleitete er zwischen 2018 und 2020 im Bereich der polizeilichen Innovation die Umsetzung und Auswertung des Bodycam-Tests im Kanton Waadt.

  • 14.40 – 16.00
    Workshop 5 rekrutierung und polizeilicher berufseinstieg (DE/EN) Dirk Baier | Simon C. Hardegger | Marie-Louise Damen
    14.40 – 16.00
    MODERATION : Cyril Amberg (SPI), Cecilia Stebler (SPI)
    VERÄNDERUNGEN WÄHREND DES ERSTEN POLIZEI-AUSBILDUNGSJAHRS. BEFUNDE EINER SCHWEIZER PILOTSTICHPROBE

    Zusammenfassung

    Im Vortrag werden die Ergebnisse von der Befragung einer Ausbildungskohorte einer Schweizer Polizeischule vorgestellt (N = 85). Die erste Befragung fand im September 2020, die zweite Befragung ein Jahr später statt. Erhoben wurde eine Vielzahl von Erwartungen, Erfahrungen, Einstellungen und persönlichen Merkmalen. Im Mittelpunkt des Vortrags steht die Frage, inwieweit sich im Vergleich der beiden Befragungen Veränderungen hinsichtlich der erhobenen Konstrukte zeigen. Betrachtet werden erstens Einschätzungen dazu, was von den Befragten als wichtig für den Polizeiberuf eingestuft wird. Zweitens werden polizeispezifische Einstellungen wie bspw. die Entwicklung des Commitments, des beruflichen Ehrgeizes oder der Gewaltbefürwortung betrachtet. Drittens schliesslich stehen allgemeine Einstellungen wie Demokratiezufriedenheit und Toleranz sowie Werthaltungen im Fokus der Längsschnittauswertungen.

     

    DIRK BAIER (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften – ZHAW)

    Dirk Baier hat wiederholt zu polizeibezogenen Themen geforscht, so u. a. zu Polizistinnen und Polizisten als Opfer von Gewaltübergriffen oder zum Einsatz von Bodycams. Zudem beschäftigt er sich mit der Analyse spezifischer Kriminalitätsphänomene wie Jugendgewalt, häuslicher Gewalt, Extremismus und Menschenhandel.

    RISIKOFAKTOR MENSCH – EIN AUGENSCHEIN VON INNEN

    Zusammenfassung

    Für staatliche Sicherheitsorganisationen ist die Reputation, im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung, für ihre Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zentral – gerade mit Bezug auf das staatliche Gewaltmonopol und der damit einhergehenden Verantwortung und Verpflichtung. Bewusstes Fehlverhalten und schädigende Handlungen aus den eigenen Reihen, sogenannte Insider Threat, sind dabei besonders ärgerlich und können die Integrität der Organisation sowie die Qualität der Arbeit bedrohen. Im Rahmen eines umfassenden Risikomanagements stellt psychologische Risikodiagnostik für den Berufskontext eine effiziente Möglichkeit dar, einerseits Personen mit potenziell negativen Persönlichkeitseigenschaften frühzeitig von der eigenen Organisation fernzuhalten (z. B. Polizeiaspiranten/-innen oder quereinsteigende Personen mit funktionsbezogen besonderer Verantwortung) und andererseits bei besonderen Vorkommnissen fundierte Aussagen über die nachhaltige Zuverlässigkeit einer bestimmten Person zu machen.

     

    SIMON C. HARDEGGER (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften – ZHAW)

    Simon Carl Hardegger leitet an der ZHAW seit zwölf Jahren das Zentrum Diagnostik, Verkehrs- & Sicherheitspsychologie am IAP Institut für Angewandte Psychologie. Neben dem Studium von Psychologie, Pädagogik und Kriminologie in Zürich absolvierte der Psychologe verschiedene Weiterbildungen in den Feldern Wirtschaft, Recht, Human Resources Management, Mediation und Krisenkommunikation. Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt von ihm liegt im Bereich der psychologischen Diagnostik in den Anwendungsfeldern Sicherheit, Führung und Verkehr, mit dem Spezialthema der psychologischen Risikodiagnostik. Im Austausch mit seinem grossen Fach- und Praxis-Netzwerk entwickelt er die psychologische Diagnostik an der Schnittstelle von Hochschule und Praxis laufend weiter und berät mit den forschungsbasiert entwickelten Erkenntnissen und seinen Erfahrungen aus Beratungsunternehmen sowie den Bereichen Sicherheit und Armee verschiedene Organisationen in der Praxis.

     

    DER WEG ZUR POLIZISTIN / ZUM POLIZISTEN: EINE VERGLEICHENDE EUROPÄISCHE STUDIE ZUR SELEKTION UND AUSBILDUNG VON POLIZEIASPIRANTINNEN UND -ASPIRANTEN

    Zusammenfassung

    Im Rahmen des internationalen vergleichenden Forschungsprojekts «Recruitment, Education and Careers in the Police» (RECPOL) wurden Polizeiaspiranten/-innen vom Beginn ihrer Ausbildung bis zu den ersten Jahren im Dienst begleitet. Zu Beginn des RECPOL-Projekts stellten sich folgende Fragen: Was zeichnet Menschen aus, die für die Polizeiarbeit ausgewählt werden? Wie gestalten sich die polizeiliche Ausbildung und die berufliche Sozialisierung? Und wie wirken sich die verschiedenen Systeme der Rekrutierung und Ausbildung in Polizeiorganisationen auf die Einstellungen und Ansichten der neuen Polizisten/-innen aus, die aus diesen Systemen hervorgehen? Diese grundlegenden Fragen werden in einer Längsschnittstudie untersucht, die Polizeiaspiranten/-innen in sieben europäischen Ländern begleitet. Die Studie «Der Weg zur Polizistin / zum Polizisten: eine vergleichende, europäische Studie zur Selektion und Ausbildung von Polizeiaspiranten/-innen» zeigt auf, dass Aspiranten/-innen in verschiedenen Ausbildungssystemen grosse Gemeinsamkeiten aufweisen. Der nationale Kontext scheint eine wichtigere Rolle zu spielen als die Art des polizeilichen Ausbildungssystems. Diese Präsentation behandelt den Hintergrund des Projekts, die wichtigsten Ergebnisse sowie die methodischen Überlegungen in den verschiedenen Ländern.

     

    MARIE-LOUISE DAMEN (Norwegian Police University College)

    Marie-Louise Damen ist ausserordentliche Professorin für qualitative Forschung und Methoden an der Polizeihochschule in Norwegen. Sie forscht im Bereich Polizeiausbildung und leitet die Forschungsgruppe «Police Education, Learning Environment and Students». Als Soziologin interessiert sie sich für die Art und Weise, wie sich soziale Spaltungen in der Gesellschaft auf verschiedene Arten soziokultureller Teilhabe an Bildung, Protestkultur und Kunst auswirken. Seit Oktober 2017 koordiniert sie das internationale Forschungsprojekt «Recruitment, Education and Careers in the Police» (RECPOL). Gemeinsam mit Tore Bjørgo verfasste sie die Routledge-Ausgabe «The Making of a Police Officer: Comparative Perspectives on Police Education and Recruitment».

  • 14.40 – 16.00
    Workshop 6 Moderne Kaderausbildung für die Polizei (DE/EN) Stefan Aegerter | Thomas Feltes | Astrid Klukkert | Vesa Huotari
    14.40 – 16.00
    MODERATION : Anojen Kanagasingam (SPI), Christiane Stieger (SPI)
    «BILDUNGSPOLITISCHES GESAMTKONZEPT» – UMSETZUNG EINER NATIONALEN KADER- UND WEITERBILDUNGSSTRATEGIE

    Zusammenfassung

    Digitaler und struktureller Wandel. Individuelle Entwicklungsbedürfnisse versus «vorgegebene» Laufbahnmodelle. Veränderte Erwartungen an Leadership-Kompetenzen. Führungs- und Managementaufgaben von Polizeikadern haben sich in den letzten Jahren enorm verändert. Wie sieht eine nationale, polizeiliche Kader- und Weiterbildungsstrategie aus, welche die veränderten Rahmenbedingungen berücksichtigt? Was bedeutet Modularisierung im polizeilichen Bildungskontext? Im Zentrum des Projekts stehen nebst dem persönlichen Gewinn die Interessen der Korps und Bildungsstätten (Universitäten, Hoch- und Fachhochschulen). Es geht darum, zivil nutzbare Zertifikate sowie Bildungs- und Kompetenznachweise abzugeben. Das Projekt stellt sicher, dass durch kompetenzorientierte und qualitätsgesicherte Angebote das gemeinsame Verständnis der polizeilichen Aus- und Weiterbildung gefördert wird. Es unterstützt auf der Basis einer landesweiten Doktrin harmonisierte Prozesse und die Interoperabilität der Polizeikräfte. Die Abstimmung der Führungsausbildung aller Stufen (Uof, höh Uof und Of) sowie weiterer Bedürfnisse im Bereich Spezialisierung garantieren eine Harmonisierung aller Angebote über die Sprachgrenzen hinweg.

     

    STEFAN AEGERTER (SPI)

    StefanAegerter hat 2004 die Militärakademie an der ETH Zürich abgeschlossen. Nach Verwendungen als Berufsoffizier hat er 2016 ans Schweizerische Polizei-Institut nach Neuchâtel gewechselt. Seit 2020 ist er Vizedirektor, amtet bis Ende 2021 als Direktor ad interim und ist Mitglied der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz KKPKS. Er ist Projektleiter BGK und hat u. a. Einsitz im strategischen Fachausschuss des Geneva Center for Security Policy in Genf sowie in der Programmleitung des DAS Modern Policing an der FHNW. Er ist Präsident der nationalen Prüfungskommissionen «Polizist/in mit eidg. Fachausweis / eidg. Diplom». Im Stab Landesregierung hat er die Funktion des Unterstabschef Planung im Range eines Obersten.

    AKADEMISCHE WEITERBILDUNG FÜR POLIZEIBEAMT*INNEN – DAS «BOCHUMER MODELL»

    Zusammenfassung

    Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Aus- und Fortbildung von Polizeibeamt*innen in Deutschland. Er beschreibt die aufgrund des föderalen Systems unterschiedlichen Strukturen und kritisiert die nach aussen weitestgehend abgeschottete Ausbildung ebenso wie die sich daraus ergebenden Abhängigkeiten, welche zu einer in sich geschlossenen Subkultur führen. Die Vermittlung sogenannter Soft Skills, wie angemessene Konfliktkommunikation, tritt dabei oftmals ebenso in den Hintergrund wie die Vermittlung relevanten kriminologischen Wissens. Eine systematische, theorieorientierte Aufbereitung von Problemen erfolgt genauso selten wie eine tiefergehende, interdisziplinär angelegte Reflexion der Gründe und Ursachen abweichenden Verhaltens, der Rolle und Funktion der Polizei in der Gesellschaft, und des polizeilichen Handelns. Diese Lücke schliesst der Bochumer weiterbildende Studiengang «Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft», der in dem Beitrag vorgestellt wird.

     

    THOMAS FELTES (Ruhr-Universität Bochum)

    Thomas Feltes ist Jurist und Sozialwissenschaftler und war von 2002 bis 2019 Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der Juristischen Fakultät der RUB. Von 1992 bis 2002 war er Rektor der Hochschule der Polizei in Baden-Württemberg. Als internationaler Experte ist er seit mehr als 35 Jahren für UN, EU, Europarat, Interpol, FBI, OSZE u. a. tätig. 2005 gründete er den Aufbaustudiengang «Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft» an der juristischen Fakultät der RUB. Von 2006 bis 2010 war er Mitglied im Gründungssenat der Deutschen Hochschule für Polizei (DHPol). 2018 wurde er auf Vorschlag der Bundesregierung vom Ministerkomitee des Europarates in das Komitee zur Verhütung von Folter und erniedrigender Behandlung (CPT) gewählt, wo er bis 2020 Deutschland vertrat. Feltes ist Herausgeber des Polizei-Newsletter, eines monatlich erscheinenden Informationsdienstes zu polizeilichen und kriminologischen Themen mit mehr als 9000 Abonnenten.

    ASTRID KLUKKERT (Ruhr-Universität Bochum)

    Astrid Klukkert ist diplomierte Kriminologin und Geografin. Seit 2003 bis heute arbeitet sie wechselweise als Wissenschaftliche Mitarbeiterin oder in freier Mitarbeit am Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft an der RUB (seit 2019 Lehrstuhl für Kriminologie). Sie war in verschiedenen Forschungen tätig, u. a. des Instituts für Sicherheits- und Präventionsforschung (ISIP, Hamburg), der Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg (STEG), der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie der RUB zu Projekten wie z. B. der «Wirksamkeit technischer Einbruchsprävention bei Wohn- und Geschäftsobjekten» (RUB) oder «Polizeigewalt – Police Use of Force» (DFG/RUB). Seit Gründung des Masterstudiengangs «Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft» an der Juristischen Fakultät der RUB im Jahr 2005 ist Astrid Klukkert zudem auch als Dozierende tätig und arbeitet seit 2015 bis heute als Koordinatorin des Studiengangs.

    DIE WIRKSAMKEIT DER POLIZEIAUSBILDUNG FÜR FÜHRUNGSPOSITIONEN IN FINNLAND

    Zusammenfassung

    In Finnland wird die Wirksamkeit der Polizeiausbildung seit mindestens zwei Jahrzehnten überprüft. In der Grundausbildung (Bachelor of Police Services), in welcher die Studierenden auf ihre verantwortungsvollen Aufgaben als Polizisten/-innen vorbereitet werden, erfolgte die Evaluierung systematischer als im weiterführenden Studium (Master of Police Services), in welchem einige Kandidaten/-innen auf eine Führungsposition innerhalb der finnischen Polizei vorbereitet werden. In seiner Präsentation zieht Vesa Huotari einige Lehren aus den Bemühungen, die Wirksamkeit der finnischen Polizeiausbildung in Bezug auf Führungspositionen innerhalb der Polizei begrifflich zu definieren, methodisch zu erfassen und zu charakterisieren. Da heute offiziell alle Personen mit einem Polizeidiplom oder einem Bachelor und einem Masterabschluss in Police Services Zugang zu leitenden Positionen haben, steht die Polizeihochschule im Bereich der weiterführenden Polizeiausbildung in Konkurrenz mit anderen Universitäten (die vielleicht flexiblere Studienmodelle in der Nähe des Wohnorts der Kandidaten/-innen anbieten). Verändert diese Tatsache die relevanten Bedingungen im Zusammenhang mit der von der Polizeihochschule durchgeführten Evaluierung der Wirksamkeit der Polizeiausbildung für Führungspositionen innerhalb der Polizei?

     

    VESA HUOTARI (Police University College of Finland)

    Vesa Huotari war 15 Jahre lang als Forscher an der Universität Tampere tätig, anschliessend arbeitete er wiederum 15 Jahre lang als leitender Forscher an der Polizeihochschule. In dieser Funktion war er in verschiedenen Projekten im Bereich Forschung, Entwicklung und Innovation involviert und setzte sich unter anderem mit folgenden Themen auseinander: Design eines 360-Grad-Evaluierungssystems für Polizeiführung, Personalbarometer Polizei, horizontale Karriereentwicklung, Studie zu sexueller Belästigung in der Polizeiausbildung, Beurteilung der Geschlechtergleichstellung in der finnischen Polizei, Projekte zum Einsatz von Simulationen und Machbarkeitsanalysen zum Zusammenschluss der Hochschulen unter dem Innenministerium, Erhöhung der Sicherheit kritischer Infrastruktur und Analyse der Komplexität der Verkehrspolizei. Huotaris neuste Publikation trägt den Titel Innovations and Innovativeness in the Police & Policing (die Publikation wurde auf Englisch verfasst und ist im Internet frei zugänglich). Huotari ist Mitglied des international advisory board des SIPR (Schottisches Institut für Polizeiforschung) und ist an Projekten der CEPOL (Agentur der Europäischen Union für die Aus- und Fortbildung auf dem Gebiet der Strafverfolgung) beteiligt.

  • 16.00 – 16.20
    Pause
  • 16.20 – 16.40
    referat Das Fachreferat der Kantonspolizei Basel-Stadt – Brückenschlag zwischen Polizeiarbeit und Wissenschaft Bettina Frei
    16.20 – 16.40
    DAS FACHREFERAT DER KANTONSPOLIZEI BASEL-STADT – BRÜCKENSCHLAG ZWISCHEN POLIZEIARBEIT UND WISSENSCHAFT

    Zusammenfassung     

    Das komplexer werdende Umfeld der Polizeiarbeit verlangt nach zielorientierten und evidenzbasierten Massnahmen. Eine Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis bietet sich an, um strategische und operative Herausforderungen optimal meistern zu können. Die Kantonspolizei Basel-Stadt setzt deshalb auf wissenschaftliche Führungsunterstützung: Die Abteilung Kommandosupport versteht sich als administratives, strategisches und organisatorisches Dienstleistungszentrum für die Polizeileitung. Hier übernimmt das 2018 etablierte Fachreferat wissenschaftlich-politische Aufgaben mit dem Auftrag, der Polizeileitung - zum Beispiel mit interdisziplinärem Fachwissen - beratend zur Verfügung zu stehen, strategische und konzeptionelle Entscheidungsgrundlagen zu erarbeiten sowie neue Entwicklungen in Wissenschaft und Politik zu analysieren. Dabei steht das Anliegen im Zentrum, wissenschaftliche Forschung für die Polizeiarbeit praxistauglich aufzubereiten. So werden zum Beispiel in einem Forschungsprojekt zur Gewaltbekämpfung ein Basel-spezifisches Gewaltmodell erarbeitet und Massnahmenempfehlungen abgeleitet. Damit soll die Gewalt in Basel noch wirksamer bekämpft werden.

     

    BETTINA FREI (Kantonspolizei Basel-Stadt)

    Bettina Anja Frei wirkt seit Oktober 2019 beim Fachreferat der Kantonspolizei Basel-Stadt als Fachreferentin Gewaltbekämpfung. Die aufgrund der regierungsrätlichen Schwerpunktsetzung ins Leben gerufene, bis September 2022 befristet Stelle, teilt sie sich mit Joëlle Salathe (je 50%). Bettina Frei bringt Erfahrung im Bereich Gewaltbekämpfung aus einem nichtbehördlichen, opferorientierten Bereich mit. Von Haus aus ist sie Ethnologin und hat eine Dissertation zum Thema Migration und Neue Medien an der Universität Basel abgeschlossen.

  • 16.40 – 17.00
    Fazit und Abschluss Stefan Aegerter | Cyril Amberg
    16.40 – 17.00
    referenten
    STEFAN AEGERTER (SPI)

    Stefan Aegerter hat 2004 die Militärakademie an der ETH Zürich abgeschlossen. Nach Verwendungen als Berufsoffizier hat er 2016 ans Schweizerische Polizei-Institut nach Neuchâtel gewechselt. Seit 2020 ist er Vizedirektor, amtet bis Ende 2021 als Direktor ad interim und ist Mitglied der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz KKPKS. Er ist Projektleiter BGK und hat u. a. Einsitz im strategischen Fachausschuss des Geneva Center for Security Policy in Genf sowie in der Programmleitung des DAS Modern Policing an der FHNW. Er ist Präsident der nationalen Prüfungskommissionen «Polizist/in mit eidg. Fachausweis / eidg. Diplom». Im Stab Landesregierung hat er die Funktion des Unterstabschef Planung im Range eines Obersten.

    CYRIL AMBERG (SPI)

    Cyril Amberg ist derzeit Mitglied der Geschäftsleitung des Schweizerischen Polizei-Instituts (SPI), wo er seit 2020 für den Bereich «Forschung, Lehre, CentreDoc und Sprachdienste» zuständig ist. Er verfügt über ein Lizenziat und ein Diplôme d’études approfondies in Internationalen Beziehungen (Spezialisierung: Internationales Recht) des Institut de hautes études internationales et du développement (Hochschulinstitut für Internationale Studien und Entwicklung). Cyril Amberg ist seit 2011 beim SPI und hatte dort bereits verschiedene Funktionen inne. Zuvor war er in den Bereichen Internationale Zusammenarbeit und Übersetzung tätig. Zudem ist er seit 2017 Chefredaktor des format magazine – Zeitschrift für Polizeiausbildung und Polizeiforschung und vertritt das Institut seit 2013 bei der Generalversammlung des Netzwerks FRANCOPOL.

Newsletter abonnieren

Mit dem SPI-Newsletter bleiben Sie auf dem Laufenden.