10. September 2021

75 Jahre im Dienst der Polizei: vom Institut zum Kompetenzzentrum

Die Schweizer Polizei bekommt ein neues Kompetenzzentrum: Pünktlich zum 75-jährigen Bestehen lanciert das Schweizerische Polizei-Institut (SPI) seine Weiterentwicklung zur zentralen Drehscheibe für alle Fragen rund um die Polizeikompetenz und deren Aus- und Weiterbildung.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter: «Unverzichtbarer Pfeiler der Polizeiausbildung»

In ihrer Ansprache zum 75-jährigen Jubiläum des SPI äusserte sich die Bundesrätin in Neuchâtel zu den bestehenden Erwartungen an das Institut. Gleichzeitig würdigte sie dessen wichtige Rolle: «Das Schweizerische Polizei-Institut ist seit seiner Gründung im Jahr 1946 zu einem unverzichtbaren Pfeiler der Polizeiausbildung in der Schweiz geworden. Der Respekt, den die Bevölkerung der Institution Polizei entgegenbringt, ist auch das Ergebnis der hervorragenden Polizeiausbildung. Diese Ausbildung steht im Mittelpunkt des Auftrags des Schweizerischen Polizei-Instituts.»

Digitalisierung, Klimawandel und wachsendes Konfliktpotenzial

Wir leben in einer Zeit, in welcher sich die Gesellschaft stark im Wandel befindet. Wohin führen uns in Zukunft Cybercrime, Wirtschaftskriminalität oder der Diebstahl persönlicher Daten? Welche Folgen erwarten die Polizei durch Digitalisierung, Klimawandel oder die Bewältigung der aktuellen Pandemie? Diese und viele weitere Fragen von morgen beschäftigen die Polizei bereits heute, damit sie ihre Ausbildung rechtzeitig darauf ausrichten kann. Das SPI wird somit in Zukunft in seiner Rolle als schweizweiter Koordinator und Vermittler noch stärker gefordert sein.

Eine Denkfabrik für die Schweizer Polizei

Bereits heute steht das Schweizerische Polizei-Institut für eine Harmonisierung der Aus- und Weiterbildung der Schweizer Polizeien. Die zunehmenden Herausforderungen der modernen Gesellschaft haben das SPI dazu veranlasst, seine Rolle als Dienstleister für die Schweizer Polizeien neu auszurichten. Dazu Stefan Blättler, Präsident des Stiftungsrats: «Wir brauchen in der Schweiz eine Denkfabrik, welche die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu, was heute effektive und effiziente Polizeiarbeit sein kann und muss, sammelt und aufbereitet. Das SPI ist die einzige Institution, die für diese zentrale Funktion in Frage kommt und auch bestens dafür aufgestellt ist, sie wahrzunehmen.» Die heutigen Herausforderungen führten unweigerlich zu einer Akademisierung, weshalb das SPI sich in den kommenden Jahren in diese Richtung weiterentwickeln werde, so Blättler.

Ein nationales Kompetenzzentrum

Im Rahmen der Digitalisierung und der konsequenten Ausrichtung auf Kompetenzorientierung entwickelt das SPI gegenwärtig eine Digital- und Kaderausbildungsstrategie. Dabei geht es zunächst darum, ideale Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Bildungsmedien kontinuierlich zu flexibilisieren und zu digitalisieren. Durch den gleichzeitig erfolgenden gezielten Ausbau des Bereichs Forschung und Lehre sowie des grenzüberschreitenden Netzwerks internationaler Polizeiakademien soll das SPI in den nächsten Jahren zum nationalen Kompetenzzentrum für die Schweizer Polizeien ausgebaut – werden.

Von der Polizei für die Polizei

«Ohne das bewährte Milizsystem und die Mitarbeit der schweizerischen Polizeikorps und verwandter Organisationen, die sich für das SPI zur Verfügung stellen und damit das System tragen, wären die meisten der heute fest etablierten Lehrveranstaltungen und Kurse undenkbar.», so Stefan Aegerter, Direktor SPI a.i. Gleichzeitig hat das Institut sich das Ziel gesetzt, seine Führungsposition diesbezüglich zu stärken, um zukünftig schneller auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren und das Aus- und Weiterbildungsangebot sowie seine Bildungsmedien entsprechend flexibler anpassen zu können.

Ein Blick zurück

Das Schweizerische Polizei-Institut war schon von der ersten Stunde an eng mit Neuchâtel verbunden: «Es ist kein Zufall, dass das Institut seit seiner Gründung in Neuchâtel ansässig ist. Denn die Idee zu einer nationalen Polizeiausbildungsstätte wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in unserer Stadt geboren.», betont Alain Ribaux, Vizepräsident des Stiftungsrats. So wurde das SPI am 5. Januar 1946 auf Initiative des Neuenburger Gemeinderatspräsidenten Georges Béguin als privatrechtliche Stiftung gegründet. Knapp 25 Jahre später, im Jahre 1970, wurde mit der Schaffung der Schweizerischen Polizeischule in Le Chanet ein erstes Hauptziel erreicht. In der Zwischenzeit konnte sich das Institut als zentraler Dienstleister im Weiterbildungsbereich etablieren. Ein grosser Umbruch fand nach der Einführung des eidgenössischen Fachausweises 2003 statt: Das SPI schloss 2006 seine Polizeischule und konzentrierte sich fortan auf den Weiterbildungsbereich sowie, in der Grundausbildung, auf wichtige Aspekte der Harmonisierung und der schweizweiten Unité de doctrine.

Harmonisierung der Polizeiausbildung

Erst kürzlich wurde mit dem Bildungspolitischen Gesamtkonzept (BGK) 2020 unter der Leitung des SPI ein umfangreiches Modernisierungsprojekt umgesetzt, welches die polizeiliche Grundausbildung neu ausrichtet. Neu dauert die polizeiliche Grundausbildung in der ganzen Schweiz zwei Jahre. Das erste Ausbildungsjahr an einer der sechs Polizeischulen endet mit der Absolvierung der schweizweit einheitlichen Prüfung der Einsatzfähigkeit. Im zweiten Ausbildungsjahr wenden die angehenden Polizistinnen und Polizisten das Gelernte in den jeweiligen Korps praktisch an und schliessen ihre Ausbildung mit der eidgenössischen Berufsprüfung ab. Alain Ribaux zeigt sich darüber sichtlich zufrieden: «Das Ergebnis dieser historischen Reformen ist erfreulich: eine feine Balance zwischen Einheitlichkeit und der Berücksichtigung regionaler Besonderheiten. Eine echte Schweizer Rezeptur!»

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