1. Juli 2024

ASPECT-Kurs zur Erkennung von verdächtigen Personen und Situationen

Die Körpersprache verrät Dinge über den Menschen, die er vielleicht lieber nicht preisgeben würde. An drei Kurstagen lernen die Polizistinnen und Polizisten, bei der Fahndung auch auf diese unbewussten Zeichen zu achten. Die Methodik wirkt gleichzeitig der Gefahr des Racial Profiling entgegen.

 

Was eine Überwachungskamera sieht

An den ersten zwei Kurstagen wurden die Teilnehmenden in die Grundlagen der Erkennung von verdächtigen Personen und Situationen eingeführt. Sie befassten sich mit Wahrnehmung, Körpersprache, Gesichtserkennung und nichtpolizeilichem Verhalten. Bereits am Nachmittag des zweiten Kurstags hiess es für die 24 Teilnehmenden, das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Am Vormittag wurden die Teilnehmenden ausgiebig darauf vorbereitet: Ihnen wurden Aufnahmen von Überwachungskameras aus Bahnhöfen und Einkaufszentren gezeigt, auf denen zu sehen war, wie bestimmte Personen auf einmal in Bewegung kommen, sobald sie das Blau einer Polizeiuniform sehen; schnell machen sie eine 180°-Wende und versuchen zu entkommen. Dies war auch Bestandteil der Übung am Nachmittag: Mit ihren Uniformen sollten die Teilnehmenden potenziell Kriminelle nervös machen, um sie zu einer unüberlegten Reaktion zu veranlassen. Dank der Fähigkeit, Körpersprache zu lesen, können unbewusste Zeichen erkannt werden.

Ereignisreicher Nachmittag für die Teilnehmenden

Am Nachmittag durften sich die Teilnehmenden praktisch betätigen. Dazu sollten der Bahnhof, das Einkaufszentrum und die Autobahnraststätte in Affoltern am Albis kontrolliert werden. Die Erwartung war gross, denn bisher wurde an jedem Kurs mindestens eine verdächtige Person dank Ablesen der Körpersprache festgenommen.

Im Einkaufszentrum platzierten sich einige uniformierte Teilnehmende in der Eingangshalle. Währenddessen versuchten andere in Zivil zu erkennen, ob jemand auf die Uniformen reagierte. Die übrigen Kursteilnehmenden sassen im obersten Stock im Kaffee, um von dort aus das Geschehen in den unteren Stockwerken zu verfolgen. Ihnen fiel ein Mann auf, der auf einmal begann, nervös mit seinem Handy zu spielen. Schnell wurde dies gemeldet: Die Kontrolle ergab, dass der Mann einige Vorstrafen hatte, doch dieses Mal wurde nichts Illegales gefunden. Es ist doch erstaunlich, was einem alles auffällt, wenn man achtgibt.

An der Autobahnraststätte wartete man dagegen gespannt auf den Fernbus aus Mailand. Dementsprechend gross war die Enttäuschung, als man sah, dass der Bus fast leer war. Die meisten Passagiere waren bereits in Luzern ausgestiegen. Unterdessen konnte die Gruppe am Bahnhof dank Einsatz der ASPECT-Methodik tatsächlich eine Person anhalten, die sich illegal in der Schweiz aufhielt. 

Insgesamt wurden an dem Nachmittag drei Personen festgenommen, und die Teilnehmenden konnten ihre Fähigkeiten zur Entschlüsselung von Körpersprache auf die Probe stellen und viele neue Erfahrungen sammeln.

Mithilfe von Körpersprache Lügen erkennen

Im Kurs zeigten zwei Experten für Körpersprache den Teilnehmenden anhand von Videos und Interviews, wie sie Hinweise auf Nervosität oder eine Lüge erkennen können. Schritt für Schritt wurden die Merkmale der einzelnen Gesichtsregungen durchgenommen. Danach waren die Teilnehmenden des Kurses selbst gefragt. In der Vorbereitung waren zwei der Teilnehmenden rekrutiert worden, um den anderen zwei Wahrheiten und eine Lüge über sich zu erzählen. Die Aufgabe der übrigen Teilnehmenden war es, mit gezielten Fragen und Beobachtung der Körpersprache herauszufinden, welche der Geschichten frei erfunden ist. Wie gut Menschen lügen können, ist sehr unterschiedlich. Den Teilnehmenden wurde gezeigt, woran man erkennen kann, welche Geschichte erlogen war, und wie sie Fragen effizienter einsetzten können. Danach wurde in Zweiergruppen geübt, dem Gegenüber durch zielgerichtetes Fragen Informationen zu entlocken. Körpersprache zu erkennen, hilft Polizistinnen und Polizisten, gezielter nach verdächtigen Personen zu suchen.

Weitere Informationen zum für 2025 geplanten Kurs ASPECT® – Methodik zur Erkennung von verdächtigen Personen und Situationen und zu weiteren SPI-Kursen finden Sie auf der Webseite der Nationalen Bildungsplattform Polizei (NBPP).

Nationale Bildungsplattform Polizei (NBPP)

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